Karottenkuchen, saftig, süß und mit cremigem Frosting veredelt. So ist er heute ein Klassiker auf jeder Kaffeetafel. Doch hinter dem beliebten Kuchen steckt eine überraschend spannende Geschichte, die von mittelalterlichen Süßungstricks über Weltkriegspropaganda bis hin zu lila Karotten reicht. Und wusstest du, dass es einen National Carrot Cake Day gibt?
Dies alles erfährst du in meinem Beitrag, und auch eine kleine private Geschichte möchte ich dir über meinen Karottenkuchen erzählen.
Der Karottenkuchen ist ein Paradebeispiel dafür, wie Notwendigkeit, Kreativität und regionale Zutaten zu einem kulinarischen Klassiker werden können. Wir gehen also weiter zurück in der Geschichte, denn tatsächlich findet der Karottenkuchen seinen Ursprung bereits im Mittelalter. Hier, als Zucker sehr selten und teuer war, begann die Geschichte. Die Menschen griffen zu dem, was sie hatten: Karotten. Diese Wurzeln waren nicht nur billig, sondern auch überraschend süß. So landeten sie im Brei, Pudding und irgendwann auch im Kuchen.
Die erste dokumentierte Form des Karottenkuchens stammt aus der Schweiz, genauer gesagt aus dem Kanton Aargau, auch liebevoll „Rüeblikanton“ genannt.1892 wurde dort in der Haushaltungsschule das erste Rezept für die berühmte Rüeblitorte veröffentlich.
In den 1960er Jahren schwappte der Karottenkuchen über den Atlantik in die USA. Dort wurde er mit Cream Cheese Frosting veredelt und avancierte zum Liebling der Hippies, Hausfrauen und Hobbybäcker.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Karottenkuchen in Großbritannien populär, nicht aus Genuss, sondern aus Not. Zucker war rationiert, aber Karotten gab es reichlich, also griff man zu Karotten als Ersatz. Die britische Regierung ging sogar so weit, zu behaupten, Karotten würden die Nachtsicht verbessern. Dieser Slogan, half die Bevölkerung mit Gemüse zu versorgen. Und so wurde aus Not eine Tugend.
Wer hätte gedacht , dass ein Gemüse so gefeiert wird? Aber tatsächlich wird am 3. Februar weltweit dieser saftige Klassiker von Fans gefeiert. Egal ob vegan, glutenfrei, mit Zucchini, als Cheesecake, Cake-Pops oder nach einem ganz anderen Rezept, beim nächsten Stück Karottenkuchen einfach mal innehalten und denken, „Du bist mehr als nur ein Kuchen. Du bist Geschichte, und du bist verdammt lecker.“
Mein Papa war kein großer Fan von Süßigkeiten. Zumindest gab es in seiner Küche selten Schokolade, Kekse oder Torten. Als wir noch Kinder waren, aßen wir Obst, frisch vom Garten, oder bekamen manchmal ein frisches Brot mit Butter und etwas Zucker, und wir waren richtig glücklich damit.
Umso erstaunter war ich, als ich ihm zu seinem Geburtstag einmal einen Karottenkuchen gebacken habe. Ich dachte, es sei ein netter Versuch, wahrscheinlich würde er höflich ein Stück probieren und den Rest uns überlassen. Falsch gedacht.
Wir waren zu viert und aßen jeder ein Stück. Am nächsten Tag in der Früh stellte ich fest, dass der ganze Kuchen fast weg war. Auf meine Frage was damit passiert sei, grinste mein Papa und sagte „Mach ihn halt nicht so lecker, dann esse ich nicht so viel davon.“ Dieser Satz ist mir bis heute im Ohr geblieben. Ich war so glücklich darüber, dass ich ihn immer wieder einmal einen Karottenkuchen gebracht habe. Und jedes Mal war es das gleich Bild, sein strahlendes Gesicht und ein leerer Teller. Bis zum letzten Krümel.
Danke für diese schönen Momente mit dir.
In liebevoller Erinnerung an meinen Papa.
300 g Kuchen-Vollkornmehl
60 g Haselnüsse fein gerieben
60 g Mandeln fein gerieben
15 g Backpulver
50 g Zucker
100 g Karotten
200 g Staubzucker
100 g Rohmarzipan
1 Glas Marillenmarmelade
Salz
Zimt
1 EL heißes Wasser
200 ml Vanillesojadrink
60 ml Öl neutral
80 ml Sodawasser
1 Stück Zitrone
Butter und Semmelbrösel für die Form
Mandelblättchen und Marzipankarotten
für die Deko
1) Streiche den Boden und den Rand deiner Springform (26 cm Durchmesser) gut mit Zimmerwarmer Butter ein. Bedecke alles gut mit Semmelbrösel.
Backofen auf 180°C vorheizen.
2) Mehl, Haselnüsse, Mandeln, Backpulver, Zucker, Salz und Zimt in eine Schüssel geben und miteinander verrühren. Vanillesojadrink, Öl und Sodawasser in einen Behälter geben, und gemeinsam vorsichtig unter das Mehl rühren bis sich alles gut miteinander verbindet. Die fein geriebenen Karotten dazugeben, noch einmal verrühren und in die vorbereitete Backform geben. Glatt streichen und in den vorgeheizten Backofen geben. Circa 45 Minuten backen. Stäbchen Probe machen und gegebenenfalls die Backzeit anpassen.
3) Die fertige Torte gut abkühlen lassen, aus der Form nehmen und dann einmal Horizontal in der Mitte durchschneiden. Den Deckel abnehmen, den Tortenboden mit etwas Marillenmarmelade bestreichen, den Deckel wieder darauflegen. Die restliche Torte ebenfalls dünn mit Marillenmarmelade bestreichen und etwas anziehen lassen.
4) Staubzucker sieben, mit Zitronensaft und Wasser verrühren so dass eine dickflüssige Masse entsteht, zur Seite stellen.
Marzipan mit Staubzucker ausrollen, auf die Größe der Torte ausschneiden (den Boden deiner Springform zur Hilfe nehmen). Überschüssigen Staubzucker mit einen trockenen Backpinsel entfernen und auf den Deckel der Torte legen.
5) Die Zuckerglasur kurz umrühren und über die Torte gießen. Ein paar Minuten anziehen lassen, dann den Rand der Torte mit Mandelblättchen bestreuen und den Rest der Torte mit Marzipankarotten dekorieren.
Wenn man „Kuchen“ hört, denkt man selten an „gesund“. Und doch hat der Karottenkuchen ein paar überraschende Asse im Ärmel, oder besser gesagt, in der Karotte. Denn hinter dem süßen Klassiker steckt mehr als nur Mehl und Zucker.
Das in der Karotte enthaltene Beta-Carotin zum Beispiel, ist gut für die Augen und das Immunsystem. Moderne Varianten des Karottenkuchens setzen auf Zutaten, die nicht nur lecker sondern auch nährstoffreich sind. Mandel, Datteln, Kokosöl, Vollkornmehl, Zimt, Ingwer und Co. Gesunde Varianten mit weniger Zucker und mehr Ballaststoffen können die Werte deutlich verbessern und schmecken trotzdem wunderbar.
Egal für welches Rezept du dich entscheidest, manchmal darf Kuchen auch einfach nur Kuchen sein, ohne dass die Gesundheitspolizei mit erhobenen Finger auf uns zeigt.
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