~Wie Soja das Klima schädigt~

soja zerstört den regenwald
aber nicht durch veganismus

Soja hat einen sehr schlechten Ruf. Immer wieder heißt es: „Für euren Tofu wird der Regenwald abgeholzt“. Oder: „Veganer zerstören die Umwelt mit ihren Sojaprodukten.“ Solche Vorwürfe sind nicht nur falsch, sie wirken oft wie ein Ablenkungsmanöver. Sie lenken von der eigentlichen Ursache ab. Denn der Fleischkonsum ist der Haupttreiber für den Sojaanbau, die Regenwaldabholzung und die Klimabelastung. 

Viele wissen das, möchten es aber nicht wahrhaben. Die Psychologie erklärt dieses Phänomen mit kognitiver Dissonanz. Menschen wissen, oft dass ihr Konsum der Umwelt schadet. Dieses Wissen ist unangenehm, also suchen sie Erklärungen, die sie entlasten. Anstatt ihr Verhalten zu ändern, schieben sie die Schuld auf andere. VeganerInnen sind dann ein leichtes Ziel, obwohl genau sie versuchen, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. 

Kapitel 1
Die Fakten

Wer braucht das ganze Soja?

Rund 75-80% der weltweiten Sojaernte wird zu Tierfutter verarbeitet. Für Rinder, Schweine, Hühner und Fische. Von rund 400 Millionen Tonnen Soja, die weltweit jährlich produziert werden, landen somit etwa 300 Millionen Tonnen in den Futtertrögen der Massentierhaltung. Das sind etwa 820.000 Tonnen pro Tag! Nehmen wir mal an, jemand bestreitet das immer noch:

Weltweite Sojaproduktion

ca. 400 Millionen Tonnen pro Jahr

Anteil für Tierfutter

ca. 75-80% das sind etwa 300-320 Millionen Tonnen

Anteil für menschliche Ernährung

ca. 6-7% das sind etwa 24-28 Millionen Tonnen

Anzahl VeganerInnen weltweit

ca. 500 Millionen Menschen

Durchschnittlicher Sojakonsum pro VeganerInn

ca. 100-200g pro Tag das sind ein Glas Sojamilch oder eine Portion Tofu

Was wäre, wenn wirklich alle VeganerInnen die gesamte weltweite Sojaernte konsumieren würden? Bei rund 400 Mio. Tonnen pro Jahr und ca. 500 Mio. vegan lebenden Menschen käme jede Person auf etwa 800kg Soja jährlich. Das wiederum wären, über 2,2kg Soja täglich, also mehr als 10 Portionen Tofu am Tag. Realistisch? Bei aller Tofu-Liebe, aber das ist es ganz sicher nicht.

Dieser Mythos ist also widerlegt. Denn wenn es stimmen würde, das vegane Ernährung für die Regenwaldabholzung durch Soja verantwortlich ist, müssten VeganerInnen mehr Soja essen, als ihr Körper überhaupt verarbeiten kann, und das jeden Tag, das ganze Jahr.

Was mich gleich zum nächsten Vorurteil bringt. Hast du schon einmal gehört „VeganerInnen haben Proteinmangel“, ja? Soja ist eines der wenigen pflanzlichen Lebensmitteln, die alle neun essenziellen Aminosäuren enthalten. Würden wir also tatsächlich täglich 2,2 Kilo Soja essen, hätten wir einen massiven Proteinüberschuss. Mit anderen Worten: Dieser Mythos ist doppelt widerlegt.

Kapitel 2
Wenn Soja Heimat Zerstört
Die Unsichtbaren Opfer des Soja-Booms

Landraub und Vertreibung

Soja ist nicht nur eine Bohne, die hauptsächlich für die Massentierhaltung angebaut wird. Für viele Menschen in Südamerika ist sie ein Symbol für Verlust, Vertreibung und Ungerechtigkeit.

In Brasilien, Argentinien und Paraguay werden Millionen Hektar Regenwald und Savannen gerodet, um Platz für Sojaplantagen zu schaffen. Dabei verlieren indigene Gemeinschaften wie die Munduruku, Guarani-Kaiowá, Enawene Nawe, und viele andere ihre Lebensräume. Ihre Jagd- und Sammelgebiet, heilige Stätten und den Zugang zu sauberen Wasser und Nahrung. 

Gewalt und Menschenrechtsverletzungen

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Menschenrechtsverteidiger ermordet, darunter viele Indigene. Milizen und private Sicherheitsdienste setzen Gewalt ein, um Land zu sichern. Sogar Pestizide werden gezielt über Dörfer versprüht, was zu Krankheiten und Ernteverlusten führt. Dies führt zu verseuchtem Trinkwasser, Atemwegserkrankungen, Krebs und anderen chronischen Krankheiten. Die Menschen berichten von Wasserknappheit, weil Sojaproduzenten ihre Brunnen nutzen. 

Die Verantwortung beginnt bei uns

Während wir im Westen in gut gefüllten Supermärkten zwischen Bio-Tofu und Sojamilch wählen können, verlieren anderswo Menschen ihre Heimat, ihre Lebensgrundlage, und oft sogar ihr Leben. 

Für den Anbau von Soja, das nicht für vegane Ernährung, sondern für billiges Tierfutter bestimmt ist, werden Indigene Völker vertrieben, Wälder gerodet und Ökosysteme zerstört. Das Leid der Menschen bleibt meist unsichtbar, weil es nicht in unseren Alltag passt. Weil es auf den Etiketten nicht schön anzusehen wäre, weil die Industrie mit der Wahrheit, kein Geld verdienen würde. 

Kapitel 3
Was du als Konsument:in tun kannst

Ich allein kann sowieso nichts ändern

Diese Zerstörung und Ungerechtigkeit fühlt sich für dich immer noch wie ein Problem an, das so weit weg ist, dass du nichts damit zu tun hast? Du hast mehr Einfluss, als du denkst, und es betrifft dich mehr als dir bewusst ist. Wenn wir jetzt nicht anfangen etwas zu verändern, werden Generationen nach uns, dafür leiden müssen. 

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"Die Hände des Menschen sind Werkzeuge. Entweder sie bauen auf, oder sie zerstören"

Angebot und Nachfrage

Klingt erstmal nach Wirtschaftsbuch. Ich bin mir sicher du kennst das Prinzip. Je mehr Nachfrage für bestimmte Produkte vorhanden sind, umso mehr Angebote wird es dafür geben. Logisch, die Unternehmen wollen schließlich Geld verdienen, möglichst schnell, und möglichst viel. Wenn wir uns dessen also im klaren sind, erkennen wir auch die Macht die wir haben, wenn wir bewusst einkaufen gehen.

Klingt einfach, aber Warum fällt es so schwer?

Auch wenn wir längst wissen, dass unser Konsumverhalten direkte Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima und unserer Gesundheit hat, bleiben wir unseren Gewohnheiten treu. Wir fahren dieselbe Straße entlang, wie immer. Wir kaufen dieselben Produkte im Supermarkt, wie immer. Wir scrollen durch die sozialen Medien, wie immer. Warum fällt es uns so schwer, unser Verhalten zu ändern, obwohl wir es besser wissen?

Gewohnheiten sind wie Trampelpfade im Gehirn

Unser Gehirn liebt Routinen. Sie sparen Energie und geben Sicherheit. Wenn wir jeden Tag ähnliche Entscheidungen treffen, entstehen feste „Trampelpfade“ im Kopf. Neue Wege zu gehen, kostet Kraft und Aufmerksamkeit. Deshalb greifen wir meist automatisch zu dem, was wir kennen, selbst wenn wir wissen, dass es nicht die beste Wahl ist. 

Veränderung bedeutet Unsicherheit

Wir Menschen sind soziale Wesen mit einem starken Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle. Veränderungen, besonders solche, die unser Weltbild oder unsere Gewohnheiten infrage stellen, können Angst machen. Wieso auch etwas ändern, was immer schon funktioniert hat? Hätten die Erfinder von damals auch so gedacht, hätten wir heute wohl kein Rad, Elektrizität, Internet, Frauenwahlrecht, Medizinische Fortschritte usw. 

Wir glauben nicht an unseren Einfluss

Schon so oft gehört: „Was bringt es, wenn ich etwas ändere? Die großen Konzerne machen doch sowieso weiter wie bisher.“ Ich denke nicht, weißt du warum? Wenn die Konzerne kein Geld mehr verdienen, weil immer weniger Menschen ihre Produkte kaufen, werden sie ganz schnell ihr Angebot überdenken damit sie nicht Pleite gehen. Geld, ist in diesem Fall, der beste Motivator. Und eine einzelne Schneeflocke bewirkt wenig. Aber Millionen Schneeflocken können eine Lawine auslösen. 

Bequemlichkeit schlägt Idealismus

Nachhaltige Produkte sind manchmal teuer, schwerer zu finden oder erfordern mehr Planung. In einem stressigen Alltag gewinnt meist die bequemste Lösung, nicht die beste. Ich kann verstehen, dass zwischen Arbeit, Schule, Haushalt, Freunde, Familie und Co, nicht viel Zeit bleibt. Viele Menschen sind nach all den Dingen die sie erledigen müssen so müde, dass ihre Kraft gerade noch für Social Media oder Netflix reicht. Ich kenne diese Erschöpfung nur zu gut, aber als ich Netflix gegen Recherche austauschte, und je mehr Wissen ich mir aneignete, umso leichter viel es mir, meine Gewohnheiten zu ändern. 

Emotionen steuern Entscheidungen stärker als Fakten

Wir glauben, wir handeln rational. Doch Studien zeigen, Emotionen beeinflussen unsere Entscheidungen viel stärker als Fakten. Ein Werbespot, ein schönes Verpackungsdesign oder ein vertrauter Geschmack können mehr bewirken als jede Statistik über Regenwaldabholzung. Wir wurden langsam zu Marionetten der Werbeindustrie, nicht weil wir es wollten, sondern weil wir es kaum bemerkt haben. Werbung spricht unsere Emotionen an, nicht unsere Vernunft. Wir kaufen was uns versprochen wird, weil unsere Gehirn diese Vertrautheit automatisch mit „gut“ verknüpft. Nicht, weil wir schlechte Menschen sind, sondern weil die Gewohnheit, der Preis und die Werbung lauter schreien als die leise Stimme der Vernunft.

Veränderung ist schwer, weil sie gegen unsere inneren Muster arbeitet. Aber sie ist möglich, sie beginnt im Kleinen. Wenn unser Warum stärker ist als unsere Bequemlichkeit, können wir unsere Ziele umsetzen. Denn am Ende ist jeder bewusste Einkauf, jede Entscheidung für Nachhaltigkeit ein Stimmzettel, ein kleiner Akt der Hoffnung, ein Signal, dass wir bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. 

„Die Welt wie wir sie geschaffen haben ist ein Produkt unseres Denkens
Sie kann nicht verändert werden ohne unser Denken zu verändern“ – Albert Einstein